(von meinem anderen Blog umgezogen, welches geschlossen wird, originaler Beitrag von 09/2015)
Vorwort
Ein neuer Wohnzimmertisch muss her, der Alte fällt bald ausseinander, und der Riss, der quer durch die Glasplatte geht, wird wohl auch nicht ewig lauern, um mir irgendwann im ungünstigsten Moment die Glasplatte zu zerlegen. Er muss gut aussehen UND nützlich sein; Eigenschaften, die die meisten gekauften Modelle wohl meist nicht zu leisten im stande sind, zumindest nicht für weniger als den Gegenwert eines Kleinwagens, also die Alternative: Selber bauen!
Einkaufsliste
- 1x Ikea Lacktisch, Birkennachbildung ~120x80cm (Ikea Link)
- 1x Ikea Lacktisch „TV-Bank“, Schwarz ~80x25cm (Ikea Link)
- 1x Induktiv-/Qi-Ladegerät für Tischeinbau (Amazon Link)
- 1x Anker 4fach USB-Ladegerät, 7,2A (Amazon Link)
- Eine handvoll Mikro-USB-Kabel (Amazon Link)
- 2x Kabeldurchführung für Tischeinbau (Amazon Link)
- Stechdosenleiste mit 45°-Buchsen (Amazon Link)
- Kleinkram, Leim, Holzreste, Furnierfolie, selbstklebendes Klettband und so
- eine Lochsäge (Amazon Link)
- Optional aber hilfreich: Ordentliches Werkzeug, vor allem Kappsäge, Stichsäge und Bohrmaschine sowie ein Lochbohrer, Durchmesser 60mm.
Vorbereitung
Die Tischplatte des kleineren Lacks soll hinterher – mit den Beinen als Abstandshalter – Unter die eigentliche Tischplatte, und als das eigentliche Storage-Fach dienen, also kann man diese schon mal zusammen auf die kleine Tischplatte leimen.
Aufbau
Zunächst habe ich die große Lacktischplatte auf einer Bettdecke drapiert, damit die Oberfläche nicht allzuviel Schaden nimmt. Ich habe auf der Oberseite markiert, welches Stück ich ausnehmen möchte und händisch – in Ermalngelung einer ordentlichen Kappsäge – das Deckfunier entfernt. Leider bin ich dabei hin und wieder etwas abgerutscht, was ein wenig tricksen erforderte, aber dazu später mehr.
Nachdem die Mitte der Deckplatte runter war (das Maß entspricht übrigens der unteren Eingeleplatte des kleineren Lacktischs), habe ich erst einmal die Wabenstruktur im Inneren im Bereich des Lochs entfernt (Aber nicht beim ganzen Tisch; schließlich ist das das, was diese Tische zusammenhält und stabil macht).
Anschließend habe ich Holzleisten zugesägt, die ich eingeklebt habe, um eine Auflage für die eben erwähnte Platte zu schaffen. Nach vorheriger Begradigung mit Messer und Schleifpapier sah das schon recht ordentlich aus, und die eingeklebten Leisten gaben das Maß für das untere Loch vor, also das andere Funier auch entfernt – diesmal vorsichtig mit Stichsäge (wer ein sehr kurzes Sticksäge-Blatt hat, kann vermutlich auch die obere Lage schon mit Stichsäge entfernen).
Dann kam erstmal eintönige Arbeit: Alles Gradeschleifen und vorhandene Lücken mit Verfüllpaste (einfach ein Mix aus feinen Holzspänen und Leim) gefüllt. Da die Oberfläche im Bereich des Lochs mittlerweile schon einige Kratzer aufwies, war das Beste was mir grade eingefallen ist, schwarze Funierfolie aufzukleben, denn die hatte ich eh noch da. Das sieht zum einen ganz okay aus, und zum anderen kann ich die „Stufen“ in dem Loch damit gut kaschieren. Das wird vermutlich nicht so bleiben, aber für den Moment war das die beste Lösung.
Weiter gehts, die vorbereitete – kleine – Lacktischplatte mit den auf der Unterseite aufgeklebten Beinen (ich habe übrigens die Beine der Tische vertauscht, Wenn schon die Tischplatte am Ende Bi-Color ist, dann darf der Rest des Tisches selbst das auch sein). Das ganze Konstrukt wurde einfach unter den Tisch geleimt und zur Sicherheit noch mit ein paar Schrauben von oben fixiert. Der Unterbau ist zwar nur auf den langen Seiten „zu“, aber das stört nicht weiter, vielleicht kaufe ich irgendwann noch mal für 5€ einen Lacktisch und passe da noch Stücke der Beine ein, mal sehen; stören tuts mich aber erstmal nicht (ausserdem kriegt man durch diese Löcher an der Seite auch Kabel da rein).
Kommen wir zu den Tischbeinen – Okay, das ist unspektakulär, aber Einses ist besonders: Es beherbergt die Stromzufuhr in Form eines Kabels. Zunächst habe ich mal oben und unten in ein Bein ein 10er Loch auf den Stirnseiten reingebohrt, um zu sehen, ob man durchgucken kann…kann man nicht, na toll, etwas versetzt der Mitte ist noch ein Sperrholzblock eingearbeitet, und zwar da, wo die untere Platte der größeren Lacktische normalerweise befestigt wird. Mit einem sehr langen Bohrer wäre das kein Problem, aber ich hatte grade leider keinen da; was ich aber hatte, war ein älterer, kleiner 50x50cm Lacktisch, der hat Beine, die komplett hohl sind, also kurzerhand ein Bein ausgetauscht, fällt nicht auf. Ein paar Löcher noch in die Seite – da wo das Kabel rein/raus soll – und das Eine etwas größer gemacht, damit ich da einen Kaltgerätestecker einbauen konnte. Zum einen hab ich viele Kaltgerätekabel, und zum zweiten ist das eine der Kabel/Stecker/Buchsen-Kombinationen, die sich hier gut eignen, weil das stromführende Kabel in einer Buchse und nicht einem Stecker endet; ausserdem ist das Einbauteil nicht nur günstig, relativ flach und schliesst gut ab, sondern bei mir war im Gehäuse noch eine 10A-Feinsicherung drin – der perfekte Stecker für diesen Zweck.
Das Kabel selbst wurde mit Kabelschuhen gecrimpt und am Stecker befestigt, und oben an der Tischplatte mit Kabelbindern und -sockeln angebracht und bis in den „Nutzraum“ unterm Tisch hereingeführt.
Jetzt noch die große Pressholzplatte befestigen wie es auch eigentlich gedacht ist, und dann erst mal einen Kaffee. Vielleicht doch besser ein Bier.
Der Tisch macht in dem Zustand eigentlich schon ordentlich was her, aber auch wenn das Teilziel „schick auszusehen“ erfüllt ist wenn man die untere Eingeleplatte in das nun passende Loch legt, fehlt doch immer noch das „praktisch sein„. Also weiter im Text…
Ich hatte mir zwei Kabeldurchführungen aus Metall und ein Induktivladegerät (QI) besorgt, die ins Mittelstück eingelassen werden sollten, Nennmaß fürs Loch: je 60mm. Da die Löcher aber nach Bearbeitung mit dem Löchsägen-Einsatz alle so ~60.5mm und die Einsätze alle in etwa ~59.5mm Durchmesser hatten, mussten alle Einsätze mit Silikon (Alternativ: Maler-Acryl) eingeklebt werden. Ist aber eigentlich gar nicht schlimm, denn so kann wenigstens keine eventuell verschüttete Flüssigkeit nach unten durchlaufen auf diesem Weg. (Soll bei Wohnzimmertischen ja von Zeit zu Zeit vorkommen)
Eine Mehrfachsteckdose mit Metallgeäuse wurde noch ihres Kabels beraubt um das Tischkabel anzubringen (Wer zur Hölle verbaut Tri-Wing-Schrauben bei so was??? Aber vermutlich immer noch besser als Nieten). Interessanterweise war das angelötet (ist das überhaupt erlaubt bei Mehrfachsteckdosen??? egal…).
Ursprünglich wollte ich die Mehrfachsteckdosenleiste anschrauben, weil das aber platztechnisch nicht besonders gut ging, habe ich die schlussendlich mit Velcrostreifen (Klettband, selbstklebend) befestigt; da hatte ich noch etwas von übrig.
Zeit für einen Test, Netzteile angesteckt, Kabel nach oben durchgeführt und Ta-Da, der Tisch ist fertig, und sieht soweit ganz schick aus. Wenn man die Platte aufmachen will kann man realtiv bequem mit je einem Finger in die Kabeldurchführung greifen und die Mittelplatte hochheben.
Fazit
Alles in Allem habe ich einen für meine Verhältnisse maximal praktischen Wohnzimmertisch gebaut, ein absolutes Unikat, welches technisch sinnvoll ist, einen hohen WAF hat, sich gut ins Wohnzimmer integriert und selbst mit USB-Netzteil und QI-Ladegerät, etc. vielleicht grade mal so um die 100€ kostet, wobei die Hälfte der Teile auch nutzbar bleibt, wenn es den Tisch irgendwann mal dahin rafft. Wie es mit der Kompatiblität zum Roomba aussieht wird sich noch erst zeigen müssen, aber bisherige Tests sind vielversprechend…
-zeus